Im letzten Jahr fand der Job Day "10.000 Chancen" in der Marx-Halle in Wien statt, in diesem Jahr übersiedelte man Corona-bedingt ins Internet.

10000 Chancen

Mehr als 600.000 Arbeitssuchende sind beim Arbeitsmarktservice (AMS) derzeit vorgemerkt, circa genauso viele Beschäftigte arbeiten in Kurzarbeit. Die Corona-Pandemie hat die Situation am Arbeitsmarkt massiv verschärft, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Dennoch gibt es Jobs, für die die richtigen Kandidaten gesucht werden, ist Bernhard Ehrlich überzeugt.

Im letzten Jahr hat er den Job Day "10.000 Chancen" ins Leben gerufen. Recruiter von Unternehmen sollten hier Menschen persönlich treffen können, die schon lange arbeitslos waren und auch große Schwierigkeiten haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. "Ich will, dass Menschen wieder Menschen treffen", hat Bernhard Ehrlich letztes Jahr als wichtigstes Motiv hinter dem Recruiting-Event genannt. Heuer ist dieser Anspruch schwieriger zu erfüllen, Veranstaltungen in dieser Größenordnung sind bis Ende August untersagt.

Treffen im virtuellen Raum

Der Job Day soll aber wie geplant am 19. Mai stattfinden, nur eben nicht in einer großen Halle, sondern ausschließlich virtuell über die Bühne gehen. Über 80 Unternehmen hätten ihre Teilnahme bereits zugesagt. Zwischen 2.000 und 3.000 offene Jobs aus ganz unterschiedlichen Bereichen könnten vermittelt werden, prognostiziert Ehrlich. Handel und Vertrieb seien stark vertreten, aber auch der Dienstleistungssektor oder der IT-Bereich und die Gastronomie sind dabei. Fachkräfte werden aber tendenziell stärker nachgefragt. Offene Stellen für Hilfskräfte und Niedrigqualifizierte gebe es kaum, ergänzt er. "Die Krise hat die Schwächsten am stärksten getroffen, und jetzt haben sie es leider am schwierigsten."

Gerechnet werde mit 30.000 Teilnehmern. Mit dieser Kapazität wurde die Software für das Event programmiert. So wie auch im Real Life können sich Interessierte bei den unterschiedlichen Firmen anstellen und dann direkt mit einem Recruiter in Kontakt treten. Und ebenfalls wie in der Realität kann man sich nur jeweils bei einem Unternehmen anstellen und erst danach zum nächsten weitergehen. Bei jedem Arbeitgeber sieht man, wie viele Interessenten noch vorher dran sind. Die Gespräche finden dann via Videochat oder auch telefonisch statt.

Das Angebot soll für alle möglichst niederschwellig sein, daher sei keine Anmeldung vorab notwendig und die Teilnahme kostenlos. Dass der virtuelle Zugang für Teile der Zielgruppe schon eine unüberwindbare Hürde darstellt, lässt Ehrlich nicht gelten. Die letzten Wochen hätten vieles verändert und gezeigt, dass sämtliche Altersgruppen mit den digitalen Möglichkeiten vertraut sind. Und: "Es gibt keine Alternativen."

Initiativen wie diese, die helfen wollen, die Krise am Arbeitsmarkt zu lösen, gebe es derzeit kaum. "Wenn 500 Jobs direkt durch den Job Day vermittelt werden, war das Event erfolgreich", sagt Ehrlich. Wenn sich Leute danach noch entspannt bewerben können, sei ein weiteres Erfolgskriterium erfüllt. Seine Ratschläge für alle Interessierten: "Alle Unterlagen digital vorbereiten, die Technik vorab checken, ordentlich gekleidet sein und ausreichend Wasser zur Hand haben." (Gudrun Ostermann, 4.5.2020)